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Nachhaltige Unternehmensführung Teil 3
Nach Ökonomie und Ökologie fehlt für eine ganzheitlich-erfolgreiche Unternehmensführung noch die soziale Betrachtung.
Unternehmen übernehmen nicht nur die Verantwortung für alle kaufmännischen und ökologischen Entscheidungen – u. a. für den gewissenhaften Umgang mit Ressourcen, sondern, und beinahe noch wesentlich entscheidender: Sie übernehmen Verantwortung als Arbeitgeber ihren Arbeitnehmern gegenüber. Ihre Interessen und Bedürfnisse zu kennen, zu respektieren und in ihrem Sinne zu handeln, sind wichtige Grundvoraussetzungen für eine langfristige, vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Mitarbeiter sind mit Abstand die wichtigste Ressource, über die ein Unternehmen verfügt. Sie bringen Fähigkeiten, lang erlerntes Fachwissen und Erfahrung mit ein, die für Betriebe die Grundlage ihres handwerklichen Angebots bilden. Nicht zu vergessen den unschätzbaren Wert, den Fertigungstechniken mit sich bringen, die in vielen Handwerksbereichen traditionell erlernt und in der Ausbildung an die nächste Generation weitergegeben werden. Solch ausgewiesenes Fachpersonal gilt es zu halten und zu fördern sowie die nächste Generation am Wissen teilhaben zu lassen.
Wie schaffen es Handwerksbetriebe nun, die soziale Ausrichtung ihres Unternehmens erfolgreich zu nutzen und Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden?
Wissen schafft Vertrauen
Jeder Mitarbeiter ist unterschiedlich, nicht nur von seiner Persönlichkeit, sondern auch von seinen Qualifikationen. Diese in der Praxis individuell zu berücksichtigen, gibt eine analoge Projektplanung in den wenigsten Fällen her. Dabei kann sie entscheidend für die Zufriedenheit des Mitarbeiters sein, wenn dieser nach seinen Qualifikationen und nicht nach freier Kapazität verplant wird. Was bei einer Mitarbeiterzahl bis fünf Personen noch übersichtlich und möglich erscheint, wird darüber hinaus schon weitaus schwieriger. Den Überblick über Fähigkeiten und individuell vertragliche Vereinbarungen zu behalten und bei jedem Projekt ganz einfach mit zu berücksichtigen, wird dank Digitalisierung möglich.
Mitarbeiterplanung
Moderne Software-Lösungen bieten die Möglichkeit, DSGVO-konform Informationen zu Mitarbeitern zentral an einer Stelle anzulegen. Neben Namen, Adresse und Anschrift werden in diesem Zuge auch vertraglich vereinbarte Konditionen zu Arbeitszeit und Stundenlohn sowie Urlaubstagen und Qualifikationen berücksichtigt. Besonders Letzteres kommt einer ordentlichen Projektplanung zugute, denn neben Führerscheinklassen werden auch Zertifikate und der Aus- und Weiterbildungsstand des Mitarbeiters vermerkt. Ist der Mitarbeiter überhaupt rechtlich befugt die Baustelle fachgerecht zu betreuen oder eine gewisse Arbeit auszuführen? Fragen, die bereits vor Projektplanung geklärt werden können, denn im Schadensfall ist es zu spät für eine solche Prüfung.
Diese Form der qualifikationsgerechten Planung hat noch einen zweiten großen Vorteil: Sie ist wertschätzend. Mitarbeiter übernehmen so Tätigkeiten, für die sie Experten sind. Selbstverständlich übernimmt jeder Kollege auch die Arbeit eines anderen, sollte Not am Mann sein, allerdings sinkt die Frustrationsgrenze, wenn Fachpersonal für Arbeiten eingesetzt wird, die auch weniger qualifizierte Kollegen wie Hilfsarbeiter übernehmen könnten. Eine wertschätzende digitale Planung stellt den Mitarbeiter mit seinen individuellen Stärken in den Mittelpunkt, ganz ohne dafür zusätzliche Zeit im Büro aufzuwenden, denn die Auswahl des Mitarbeiters erfolgt per Drag & Drop auf das Projekt im Projektplaner. So funktioniert effiziente und zeitsparende Mitarbeiter- und Projektplanung und ist zugleich ein attraktives Mittel für ein positives Betriebsklima und unterstützt den kollegialen Zusammenhalt.
Betriebsauslastung
Die Auftragsbücher sind voll, die Mitarbeiter gut beschäftigt, viele Projekte werden weiter angefragt. Das kann unter Umständen zu Überlastungen führen, wenn gerade in der Bauhochsaison zwischen Frühjahr und Spätsommer die Arbeitstage immer länger werden. Eine erhöhte Anzahl an Krankmeldungen und im schlimmsten Fall überlastungsbedingte Kündigungen können die Folge sein, was sich angesichts des Fachkräftemangels kaum ein Unternehmen erlauben kann. Eine digitale Projektplanung, die bereits übersichtlich und schnell auf den ersten Blick die Betriebsauslastung tages-, wochen- oder monatsweise anzeigt, gibt Handwerksunternehmen die Flexibilität in der Planung, die sie benötigen. Die Anzeige offenbart die zur Verfügung stehenden Mitarbeiterkapazitäten im Verhältnis zur geplanten Projektdauer. Überschreitet das Auftragsvolumen die Zeitressourcen, können Betriebe schon frühzeitig handeln, indem sie z. B. bestimmte Arbeiten auf Subunternehmen auslagern. So stellen sie sicher, dass es nicht zu langanhaltender Arbeitsüberlastung kommt. Gleiches gilt natürlich auch im umgekehrten Fall: Wenn die Betriebsauslastung für die kommenden Monate wenig Projekte anzeigt bei gleicher Mitarbeiterzahl, dann lassen sich auch daraus Konsequenzen für eine ausgeglichene Planung ziehen. Marketingmaßnahmen sind dabei nur eine Möglichkeit.
Faire Bezahlung
In seinem Positionspapier zu „Nachhaltigkeit im Handwerk“ fasst das ZDH im Punkt „Fachkräftesicherung unterstützen“ richtig zusammen, dass „Gute Fachkräfte […] auch wirtschaftlich attraktive Perspektiven“[1] brauchen. Das gilt natürlich nicht ausnahmslos nur für Fachkräfte, sondern für jeden Arbeiter im Handwerk, vom Auszubildenden bis zum Facharbeiter. Viele Unternehmen kennen den Kostenblock Mitarbeiter allerdings nicht so gut, wie sie könnten. Denn nur wer genau weiß, welchen Faktor der Lohn in jedem Auftrag ausmacht, kann über Lohnanpassungen nachdenken. Das Stichwort lautet: Detailkalkulation.
Bei jedem Auftrag genau zu wissen, welche Kosten in welcher Höhe den Gesamtpreis ausmachen, ist oftmals nicht transparent und schon gar nicht auf einen Blick zu durchschauen. Leichter wird es mit einer Software, die einem positions- oder auftragsgenau die Kosten anzeigt – und flexibel anpassen lässt. Wie wirkt sich eine Lohnerhöhung von drei Prozent auf die Marge aus? Wie liegt der Preis nach der Erhöhung im Vergleich zur Konkurrenz? Ist er noch marktüblich, bereits zu hoch oder ist sogar ein höherer Lohnaufschlag möglich? Noch bevor Betriebe die nächste Lohnerhöhung ankündigen, spielen sie diese ganz einfach und ohne Risiko mit der Software durch.
Der Tarifvertrag je Gewerk schafft bereits Transparenz und Fairness. Es bietet sich an, diese Richtwerte als Grundlage für die Lohnausgestaltung zu nehmen. Wer jedoch diese unternehmensspezifischen Planspiele anstellt und feststellt, dass lohntechnisch noch mehr drin ist, festigt seine Position als attraktiver Arbeitgeber
[1] Zdh.de/nachhaltigkeit, S. 6, Berlin, Februar 2020.
Auch nachzulesen in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins bauhandwerk 6/2021 oder hier.